the (almost) daily appreciator

Saturday, November 25, 2006

anderweitig veröffentlicht (von mir): "I link, therefore I am!"


der text wird in der dezemberausgabe der philtrat veröffentlicht. wer weiss wieviel dann noch übrig ist. diese version wurde nur von beate redigiert. wahrscheinlich sind noch kleine fehler drin - aber bestimmt weniger als in der endgültigen fassung...irgendwie geraten immer wieder neue fehler in tausendmal korrekturgelesene texte...

also:

@Ü_1:„I link, therefore I am!”
@Ü_2:
@T_0:In Gordon McAlpines Webcomic “Multiplex”, Ausgabe #32, überlegt ein Teil des Kinopersonals nach Feierabend “Grandma´s Boy“, einen Film über einen Computerspieltester, anzusehen. Stattdessen nutzen sie aber die technischen Möglichkeiten des Kinos, um ein Spiel auf der großen Leinwand zu erleben. Das letzte Panel des Strips zeigt sie in der ersten Reihe sitzend mit lautstarker Begeisterung spielen. Dieses eine Bild beschreibt ziemlich treffend den Reiz der drei Formen der visuellen Narrativik: die Interaktivität der Computerspiele, die überwältigende ästhetische Erfahrung des Kinos, die Konzentration komplexer Vorgänge in simple Bilder und das kommunale Ereignis, das alle drei sein können.
@T:Trotz des Images der sozialen Inkompetenz, Eigenbrötelei und emotionalen Distanz, das die Fans dieser drei Kunstformen immer noch haben - und das jedes Mal, wenn ein junger Mensch Amok läuft, von Politikern wieder aufgewärmt wird - ist ein großer Teil dieser sogenannten Nerds oder Geeks eingebunden in vielgestaltige subkulturelle Strukturen. Netzwerkpartys, Fanzines, Festivals, Conventions, Kinobesuch mit der eigenen Clique und Fachgeschäfte als Treffpunkte sind einige der Varianten „realen“ Kontakt zu anderen Fans zu haben. Das Internet erweitert das Spektrum der Möglichkeiten auf eine globale Ebene.
Dieser Umstand und die vielen Schnittstellen der einzelnen Subkulturen (Fantasyfans zum Beispiel spielen, lesen und sehen die entsprechenden Spiele, Comics und Filme) sind das perfekte Fundament für das schnelle Wachsen einer inzwischen schon sehr vielfältigen Webcomic-Kultur.
Nach Vorläufern im Usenet und den Anfängen des Internet wie zum Beispiel „Where the Bufallo roam“ und „The Polymer City Chronicles“ erschien 1995 mit Charley Parkers
„Argon Zark!“ der erste wahre Webcomic. Im Gegensatz zu den Vorläufern – und vielen aktuellen Comics – wurde er am Computer hergestellt, und nicht analog gezeichnet und dann eingescannt. Vorerst wurde er nur im Internet publiziert, hatte also nicht seinen Ursprung in Printmedien, und thematisierte das Internet, indem der Held sich ins Cyberspace transportieren konnte und Abenteuer im virtuellen Wunderland erlebte. Das Motto des Comics ist: „I link, therefore I am!“. Charley Parker passte das Seitenformat dem horizontalen Format des Computerbildschirms an und nutzte verschiedene Multimediaanwendungen, zum Beispiel animierte Elemente im “statischen” Strip. Es folgten schnell weitere Comics, die das große Potential ausloteten: Musik, die sogenannte „unendliche Leinwand“ (engl.: infinite Canvas), kontroverse Inhalte, die man sonst nur aus den Undergroundcomix kannte, herkömmliche Gagstrips und komplexe, langfristige Storylines. Neben den vielen Genres der Printcomics, die auch im Internet weiterhin beliebt sind, wie zum Beispiel Strips mit anthropomorphen Tieren („Kevin and Kell), entwickelten sich recht schnell sehr fanspezifische Comics, die es so in Printform nicht gibt. Zu den bekannteren gehören Comics über Gamer, wie „PvP“ oder Filmkritik-Comics, wie „Theater Hopper“, „Popcorn Picnic“ und eben „Multiplex“.
Das lässt sich wohl damit erklären, dass das Internet jedem Menschen mit einem Computer mit Internetanschluss ermöglicht seine Meinung kundzutun. Genauso kann jeder der meint zeichnen zu können, einen Comic veröffentlichen. Und da die meisten User Fans sind und es sich anbietet Comics über etwas zu machen womit man sich auskennt, kommentieren die genannten Comics eben nicht nur Spiele und Filme, sondern auch mit einer großen Prise Ironie die Lebensstile und die klischeehaften Eigenschaften der Zielgruppe der Gleichgesinnten. Dadurch wird in den besten Fällen („Multiplex“, „Popcorn Picnic“) das Publikum und die Industrie (Rezipienten und Produzenten) unter die so witzige wie treffende Lupe genommen.
Ebenso schnell wie die Kunstform selbst entwickelte sich auch eine Infrastruktur der Distribution und des Austauschs. „Verlage“ wie Keenspot, webzines wie der Webcomics Examiner, Foren wie Comixpedia begannen den KünstlerInnen und den KonsumentInnen eine Plattform zu bieten, was zu einer beispielhaften Kommunikation zwischen beiden Parteien führte, die es in den Printmedien nicht in diesem Ausmaß gibt. Die meisten Künstler haben auf ihren eigenen Seiten Message Boards und Blogs. Tom Brazelton, der Macher des „Theater Hopper“-Strips über einen Filmfan und seine Frau und Freunde, schreibt korrespondierend mit dem jeweiligen Strip auch noch eine kleine Kritik. Es gibt Merchandising-Artikel auf den Seiten und Links zu den Lieblingscomics der einzelnen AutorInnen. Außerdem wird, wenn die eigentliche MacherInnen aus irgendwelchen Gründen eine Pause einlegen, diese Zeit überbrückt mit Gaststrips der befreundeten KünstlerInnen, oder Charaktere aus dem einen Comic tauchen im anderen auf.
Die Kehrseite des Ganzen ist, wie meistens im Netz, die monetäre Seite. Die meisten Künstler veröffentlichen ihre Strips nebenher, weil es kaum möglich ist seinen Lebensunterhalt mit frei zugänglichen Comics zu bestreiten, selbst mit einer Kombination der verschiedenen Finanzierungsmodelle: Spenden (evtl. in Form von Micropayments), Merchandising, meist selbstverlegte Printkollektionen, durch Abonnement beschränkter Zugang zu Archiven und Spezialstrips, Werbung auf der Seite etc.
Dennoch kommt die Webcomicgemeinde näher an die Verwirklichung des „global village“-Gedankens der modernen Multimediawelt heran als alles andere. Die Kunstform Comic war schon immer kommunaler und demokratischer als Literatur, Film oder gar die Bildende Kunst und Musik. Von Anfang an als Gebrauchskunst“ für die zeitungslesenden Massen gedacht meist in Teamarbeit produziert von mehrköpfigen Studios, am Frühstückstisch von der ganzen Familie gelesen, in Heften gesammelt auf Schulhöfen hin- und hergetauscht, behandelten Comics häufig auch inhaltlich Gemeinschaften. Ob Superheldengruppen, die Kinder um Charlie Brown, das kleine unbeugsame, gallische Dorf oder Schlumpfhausen – Freundschaft, Kommunikation, Gruppenzugehörigkeit und Teamwork sind wichtiger in Comics als in Romanen mit ihren Ich-Erzählern und Gedichten mit ihren lyrischen Ichs.
So scheint die Synergie der Comics mit dem globalen Kommunikationsmedium Internet eine natürliche Evolutionsstufe zu sein hin zu einer Globalisierung fernab von Imperialismus und Konzernökonomie.
@T_AU:Thomas Hemsley

Wednesday, November 22, 2006

conservative concerns

what michael richards did, certainly wasn´t good, but where this michael savage gets the idea that a ranting comedian at a comedy club is representative of liberals is just ridiculous. but he´s right - damn those liberals for hating straight, catholic soldiers with a few jews on the side - i mean straights really are being treated bad in our gay society, and those poor catholics truly are a minority that have been held down and oppressed and killed for thousands of years - oh no, those were the jews, the catholics were on the other side of that err "relationship". and those poor soldiers are being killed because liberals say hateful things about them, NOT because a conservative government sent them to war.
i don´t know if it is funny or tragic...

Tuesday, November 21, 2006

textual healing: Von Kopf bis Fuss

when i get that feeling
i want textual healing...

...with "Von Kopf bis Fuß" by Christian Senksis

"Der einströmende Wind erweckte die Lunge zu neuem Leben, gleichzeitig aber fraß er die Wärme des Raumes und schied sie als Frieren auf der Haut wieder aus." - Frieren ist hier mal wortwörtlich Scheiße. Der ganze Text ist im Grunde genommen eine Aneinanderreihung solcher Bilder - ich würde ja gerne sagen er übertreibt es diesmal mit seinem Sprachspieltrieb, aber ich gestehe: Ich bin Antialkoholiker - wahrscheinlich ist der Morgen nach einem Rausch nicht nur von Kopfschmerzen geprägt, sondern auch von einer sagen wir mal rauschhaften Wahrnehmung - die ihren Ausdruck hier selbst im Stil wiederfindet. Diese Theorie wird noch durch kursorisches Lesen von Raymond Chandler oder Charles Bukowski - beides bekanntermaßen alte Säufer vor dem Herren - bestätigt.
Die Chandler´schen Metaphern und Similes sind ja legendär, und schon allein Bukowskis Titel sprechen Bände.
Was mich erschreckt ist, dass ich vieles doch wiedererkenne (Biosphären im benutzten Geschirr - die verschiedenen Farben der Schimmelpilzkulturen - hach, Erinnerungen;-)
Ich bin mir nicht sicher ob die Erzählperspektive richtig ist: Erstens ist die mehrmalige Bezeichnung als Untoter irgendwie, ich weiss nicht: Wiederholungsfehler??
Und zweitens wäre die "Entfremdung" zwischen Gehirn-Selbst-Körper-Umgebung etwas wirkungsvoller wenn wir einen Ich-Erzähler hätten - zumal dann die "rauschhaften" Beschreibungen noch mehr zur Geltung kämen.
Was ich, v.a. im Hinblick auf das Ende, interessant finde ist die thematische Geschlossenheit zwischen einigen Geschichten. Man könnte folgende Geschichten in folgender Reihenfolge fast schon als Serie sehen: "Von Kopf bis Fuß" - "Rückkehr ausgeschlossen" - "Erschöpfergeist" - "Poeticus" - "Ein langer Weg" ("RA" vielleicht auch vor "ELW"). "Streitbar" wäre auch nicht ab vom Schuss. Alle verhandeln sie den Alltagstrott von meist "einfachen", kleinbürgerlichen Menschen, die verschiedene Auswege aus dem Alltag nehmen, sich quasi einen Alltagstritt in den Hintern geben, aber meistens an sich selbst oder sonst was scheitern. Als letzte Geschichte würde "Unter blauem Himmel" dem ganzen noch das Sahnehäubchen aufsetzen, indem das "Himmel-auf-den-Kopf-fallen" und "Boden-unter-den-Füßen-verlieren" auf apokalyptische Weise wörtlich genommen wird.
Auch wenn diese Thematik hier noch nicht ausgearbeitet ist, steckt ihr Keim als Vorausschau im letzten Absatz schon drin. Wenn die Geschichten verschiedene Lebensalter beschreiben würde dies in folgender mit obiger Reihenfolge korrespondierender Reihenfolge (aua) geschehen: Anfang 20 (Studium) - erste Krise Anfang/Mitte dreißig - kurz danach bis Ende dreißig - ähnlich wie "EG" - Midlifecrisis, bzw. teils abgefunden mit Kleinbürgerschicksal

Monday, November 20, 2006

shades of truth

warren ellis has written something about sunglasses/shades here.
at the end he says something about the semiotics of shades, and then basically dismisses the thought.
but i think it´s a great if somewhat short post.
if the csi guys really call caruso´s sunglasses the "sunglasses of justice" - well, there sees to be precedent to that according to the wikipedia-post on sunglasses:
Contemporary documents describe the use of such glasses by judges in Chinese courts to conceal their facial expressions while questioning witnesses. Compare the representation of "blind Justice" in Western art.

i always loved john carpenter´s movie "they live" - especially because of the idea of seeing the truth through these sunglasses - the sunglasses of truth! that also explains the legendary fight scene, where the two main protagonists beat each other to bloody pulps, because our main hero wants his soon-to-be partner to PUT ON SUNGLASSES, and he REFUSES TO PUT ON SUNGLASSES. on the surface this scene is completely absurd - but i think it´s more an absurdist allegory on what lengths people will go to to avoid, deny, refuse seeing the truth.
if i were a teacher of cultural theory, i´d use this movie and its "sunglasses of truth" as metaphor for what cultural theories are all about - seeing the/a truth beneath the surface: put on the "gender theorie shades" and you see "the truth" about gender constructions in art, put on the "psychoanalyst shades" and you see the variations of the oedipal myth in culture etc etc. that, of course, is only a crude simplification, but it should get us through an "introduction to cultural theory 101". the emotional detachment sunglasses bring are mandatory for theoretical work, not being blinded by flashy fireworks of artists is necessary, and also, in all honesty, using a singular theory might also taint what you see.
with regard to the gender thing, or more precisely feminism: sunglasses are also perfect for the voyeur and the male gaze - one can look at...errr...people without them seeing in what direction our eyes are looking. to be fair: women can size men up (and down) as well. but voyeurism is usually a more masculine "preoccupation", i guess...